Wissenswerte Themen rund
um die Pferdegesundheit

Aktuelles Thema:

– SCHRITTREITEN –

Dein Pferd ist kein Kamel!

»Langes Schrittwarmreiten macht die Rückenmuskulatur müde und steif!«

Viele Reiter nutzen ihre Pferde Runde für Runde, quatschend oder ins Smartphone vertieft wie ein Kamel und reiten endlos SCHRITT – als ob sie die Wüste durchqueren wollten! Ist das eine Lösungsphase?

Dann soll das Pferd nach 10-15 Minuten antraben. Am besten elastisch, locker, flockig und hoch motiviert. Aber das mit dem »elastisch, locker flockig«, das bleibt leider aus. Es läuft steif und wie ein Kamel los. »Und wieso? – ich hab das Pferd doch brav warm im Schritt geritten und die Gelenke sind doch jetzt aufgewärmt?«

Tja, aber leider, weil du es so lange Schritt geritten hast, läuft es so festgehalten unelastisch los!

Ich möchte hier erklären, warum ich das lange SCHRITT WarmREITEN
für Elastizität und Schwung so kontraproduktiv halte.

Das Pferd hat eine relativ gerade und von vorne nach hinten hin aufsteigend verlaufende Wirbelsäule, mit langen Dornfortsätzen am Widerrist und kürzeren in der Sattellage. Die unterschiedlich langen Dornfortsätze sind der Grund für eine leicht konkave Form des Rückens. Das macht das Pferd sitzbequem, aber es macht den Rücken weniger stabil als gedacht.

Das Gegenteil ist beim Kamel der Fall. Seine Wirbelsäule ist schon in aufgewölbter konvexer Form angelegt. Ein Gewicht lange auf dem Rücken zu tragen wird für ein Kamel weniger ein Problem sein! Dafür kann ein Reiter aber eben nicht „tief“ im Kamel sitzen und gut mitschwingen.

>> Wer direkt die Zusammenfassung lesen möchte, warum das lange Schrittreiten den Pferderücken ermüdet, der kann hier abkürzen: <<

Hier gehts schnell zum Fazit!

Biomechanische Hintergrundinformationen

… klar fast jeder weiß: der Schritt des Pferdes ist ein Viertakt, hat 8 Phasen, wechselt zwischen 2- und 3-Beinstützen …

Aber welche Bewegungen und Kräfteeinwirkungen in diesen Phasen versteckt sind, das versuche ich biomechanisch zu erklären.

mit langen gestreckten Hals versucht das Pferd mit dem Kopf-Halspendel Schwung zu holen
das Pferd zieht sich dabei vermehrt mit Stemmkraft der Vorhand über das Schultergelenk nach vorn
in der Haupt-Stützbeinphase des Vorderbeines (wenn es am meisten Last auf der Vordergliedmaße trägt) nimmt das Pferd den Kopf möglichst weit und tief nach vorne
dadurch entsteht eine Dehnung bzw. Vorspannung der Halsmuskulatur, die vom Kopf zum Schultergelenk führt (M. bracheocepahlicus u.a. der Hals-Muskelskette)
ebenso entsteht dabei eine Vordehnung am M. biceps brachialis bzw. der starken Sehne: Lacertus Fibrosus am Ende der Stützbeinphase
das Vorderbein schnellt dann mit wenig Muskelkraft wie eine entladene Spannung fast wie von selbst nach vorne (klug von der Natur!)
der Rücken bekommt eine diagonale Zugspannung auf der thorakolumbalen Faszie und zieht so das kontralaterale Hinterbein als nächstes nach vorne

Vertikal wirkende Kräfte

Der Widerrist

senkt sich bis beide Vorderhufe Bodenkontakt haben (die Kruppe hebt an), die Rückenlinie fällt nun nach vorne ab, = die Last wirkt auf die Vorhand
er hebt sich (die Kruppe senkt sich) bis beide Hinterbeine Bodenkontakt haben, die Rückenlinie steigt nach vorne hin an, = die Hauptlast wirkt nun hinten

Horizontal wirkende Kräfte

Die Wirbelsäule

formt sich in Skoliose-C-Form bei diagonaler 2-Beinstütze und in Skoliose-S-Form bei lateraler 2-Beinstütze
das Pferd hat im Schritt nur eine sehr kurze Phase, in der der Rücken von zwei Beinen gestützt wird und in der gleichzeitig die Rückenstrukturen rein horizontal belastet werden können

Rotationskräfte

Die Halswirbelsäule

bewegt sich in Rotation rechts, wenn das rechte Vorderbein sich in der Protraktion befindet; in Rotation links wenn das linke Vorderbein in der Vorführphase ist

Brust- und Lendenwirbelsäule rotieren

rechts ab Beginn der diagonaler Zweibeinstütze HR/VL über Dreibeinstütze von HR/VL/VR bis zur lateralen Zweibeinstütze HL/VL
links ab Beginn der diagonaler Zweibeinstütze HL/VR über Dreibeinstütze von HL/VR/VL bis zur lateralen Zweibeinstütze HR/VR

Das Becken rotiert

rechts ab der mittleren bis zur hinteren Stützbeinphase des rechten Hinterbeines
links ab der mittleren bis zur hinteren Stützbeinphase des linken Hinterbeines

Es enstehen Torsionen (Verdrehungen) von C2 bis L6 bei lateraler Zweibeinstütze zwischen HWS und BWS/LWS

FAZIT

Fazit von all der trockenen Theorie:

· das Pferd bewegt seinen Rücken im Schritt wechselnd dynamisch in drei Dimensionen. Die Wirbelsäule geht hoch und runter, dazu rotiert sie wechselseitig und dann biegt sie sich auch noch wechselnd von c- zu s-förmig

· das Nacken- und Rückenband (ligamentum supraspinale) kann im Schritt durch den nötigen Halspendel (rauf/runter/rechts/links) nicht auf einer konstanten Spannung gehalten werden (im Trab und Galopp ist das möglich und hilft damit sehr die Reiterlast zu tragen)

· die Muskulatur, auf der wir Reiter sitzen (M. Longissimus; M. erector spinae; M. multifidi, M. latissimus, M. iliocostalis), muss im Schritt – im Gegensatz zum Trab und Galopp – in kurzen Wechsel relativ große Bewegungsamplituden ermöglichen. Sie will bewegen und dabei nicht gestört werden!

· und die Rückenmuskulatur kann bei den dynamischen verschiedenen Bewegungen nicht richtig isometrisch (konstant haltend) arbeiten und kommt somit wortwörtlich kaum zum „Tragen“

Das heißt, >>

· Im Schritt wirken wir Reiter durch die sehr verschieden ausrichtenden physikalischen Kräfte der oben beschriebenen nötigen Bewegungen störend auf die in alle Richtung wechselnd arbeitende Muskulatur

· die Muskulatur ermüdet schnell durch die oft ziemlich steife Reiterlast. Die Bewegung wird verhalten und immer weniger raumgreifend, die Muskulatur hält sich mehr fest, die Faszien verkürzen auf lange Sicht

Eine steife Rückenmuskulatur umhüllt von verkürzten Faszien kann keine gute Basis für elastische Bewegung sein.

Ideen ... Was kann man tun, wenn es doch mal nötig ist:

Es gibt natürlich auch Möglichkeiten den Schritt nicht zu stören:

· das Pferd 10 Minuten Schritt warm führen, dabei schon etwas Handarbeit einbauen, und!: sich selbst durch das Gehen in der eigenen Muskulatur aufwärmen

· man kann es auch verhindern, indem man z.B. bei langen Schritt-Ausritten oder bei nötigen Schrittreiten (z.B. nach Lahmheiten) einfach mal nach 10 Minuten für 5-10 Meter antrabt. Das gibt der ermüdenden Rückenmuskulatur eine kurze, aber effektive Auszeit

· ein sehr bewegliches Becken des Reiters, das in alle Richtungen mitschwingen kann, ist die allerbeste Lösung. Das setzt voraus, dass wir selber losgelassen sind und wir die Beckenmuskulatur sowohl entspannen, als auch zum RICHTIGEN Zeitpunkt anspannen können. Atem- und Beckengymnastik sowie andere Ausgleichssportarten wie Yoga oder Pilates können sich positiv auf unsere Losgelassenheit auswirken

· oder der Reiter versteht es durch 3-4 Tritte Seitwärts-Reprisen wie Schultervor, Renvers oder sogar Travers in wechselnde Richtungen die Bauchmuskulatur immer wieder zu aktivieren und somit den Rücken zu entlasten

Ich möchte hier einfach nur klar machen: Wenn wir Reiter unbeweglich und steif das Pferd runde für Runde wie ein Kamel Schritt reiten, dürfen wir nicht erwarten, dass es dann locker losgelassen lostraben kann …

Kein Pferd geht in kurzer Zeit von Schrittreiten kaputt, aber auf lange Sicht, wird die Bewegungsqualität schlechter. Die Bewegungen verkürzen sich und verkürzte Bewegungen bedeuten physikalische Überlastungen der genutzten Strukturen. Und oftmals ist das der Beginn der schleichenden Pathologien.

Und ich finde Vorsorge ist besser als Nachsorge!

Wissenswerte Themen rund
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Dein Pferd ist kein Kamel!

»Langes Schrittwarmreiten macht die Rückenmuskulatur müde und steif!«

Viele Reiter nutzen ihre Pferde Runde für Runde, quatschend oder ins Smartphone vertieft wie ein Kamel und reiten endlos SCHRITT – als ob sie die Wüste durchqueren wollten! Ist das eine Lösungsphase?

Ich möchte hier erklären, warum ich das lange SCHRITT WarmREITEN
für Elastizität und Schwung so kontraproduktiv halte.

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Biomechanische Hintergrundinformationen

Aber welche Bewegungen und Kräfteeinwirkungen in diesen Phasen versteckt sind, das versuche ich biomechanisch zu erklären.

mit langen gestreckten Hals versucht das Pferd mit dem Kopf-Halspendel Schwung zu holen

das Pferd zieht sich dabei vermehrt mit Stemmkraft der Vorhand über das Schultergelenk nach vorn

in der Haupt-Stützbeinphase des Vorderbeines (wenn es am meisten Last auf der Vordergliedmaße trägt) nimmt das Pferd den Kopf möglichst weit und tief nach vorne

dadurch entsteht eine Dehnung bzw. Vorspannung der Halsmuskulatur, die vom Kopf zum Schultergelenk führt (M. bracheocepahlicus u.a. der Hals-Muskelskette)

ebenso entsteht dabei eine Vordehnung am M. biceps brachialis bzw. der starken Sehne: Lacertus Fibrosus am Ende der Stützbeinphase

das Vorderbein schnellt dann mit wenig Muskelkraft wie eine entladene Spannung fast wie von selbst nach vorne (klug von der Natur!)

der Rücken bekommt eine diagonale Zugspannung auf der thorakolumbalen Faszie und zieht so das kontralaterale Hinterbein als nächstes nach vorne

Vertikal wirkende Kräfte

Der Widerrist

senkt sich bis beide Vorderhufe Bodenkontakt haben (die Kruppe hebt an), die Rückenlinie fällt nun nach vorne ab, = die Last wirkt auf die Vorhand

er hebt sich (die Kruppe senkt sich) bis beide Hinterbeine Bodenkontakt haben, die Rückenlinie steigt nach vorne hin an, = die Hauptlast wirkt nun hinten

Horizontal wirkende Kräfte

Die Wirbelsäule

formt sich in Skoliose-C-Form bei diagonaler 2-Beinstütze und in Skoliose-S-Form bei lateraler 2-Beinstütze

das Pferd hat im Schritt nur eine sehr kurze Phase, in der der Rücken von zwei Beinen gestützt wird und in der gleichzeitig die Rückenstrukturen rein horizontal belastet werden können

Rotationskräfte

Die Halswirbelsäule

bewegt sich in Rotation rechts, wenn das rechte Vorderbein sich in der Protraktion befindet; in Rotation links wenn das linke Vorderbein in der Vorführphase ist

Brust- und Lendenwirbelsäule rotieren

rechts ab Beginn der diagonaler Zweibeinstütze HR/VL über Dreibeinstütze von HR/VL/VR bis zur lateralen Zweibeinstütze HL/VL

links ab Beginn der diagonaler Zweibeinstütze HL/VR über Dreibeinstütze von HL/VR/VL bis zur lateralen Zweibeinstütze HR/VR

Das Becken rotiert

rechts ab der mittleren bis zur hinteren Stützbeinphase des rechten Hinterbeines

links ab der mittleren bis zur hinteren Stützbeinphase des linken Hinterbeines

Es enstehen Torsionen (Verdrehungen) von C2 bis L6 bei lateraler Zweibeinstütze zwischen HWS und BWS/LWS

FAZIT

Ideen ... Was kann man tun, wenn es doch mal nötig ist:

Wissenswerte Themen rund um die Pferdegesundheit

Aktuelles Thema:

– SCHRITTREITEN –

Dein Pferd ist kein Kamel!

»Langes Schrittwarmreiten macht die Rückenmuskulatur müde und steif!«

Viele Reiter nutzen ihre Pferde Runde für Runde, quatschend oder ins Smartphone vertieft wie ein Kamel und reiten endlos SCHRITT – als ob sie die Wüste durchqueren wollten! Ist das eine Lösungsphase?

Ich möchte hier erklären, warum ich das lange SCHRITT WarmREITEN für Elastizität und Schwung so kontraproduktiv halte.

>> Wer direkt die Zusammenfassung lesen möchte, warum das lange Schrittreiten den Pferderücken ermüdet, der kann hier abkürzen: <<

Biomechanische Hintergrundinformationen

Aber welche Bewegungen und Kräfteeinwirkungen in diesen Phasen versteckt sind, das versuche ich biomechanisch zu erklären.

mit langen gestreckten Hals versucht das Pferd mit dem Kopf-Halspendel Schwung zu holen

das Pferd zieht sich dabei vermehrt mit Stemmkraft der Vorhand über das Schultergelenk nach vorn

in der Haupt-Stützbeinphase des Vorderbeines (wenn es am meisten Last auf der Vordergliedmaße trägt) nimmt das Pferd den Kopf möglichst weit und tief nach vorne

dadurch entsteht eine Dehnung bzw. Vorspannung der Halsmuskulatur, die vom Kopf zum Schultergelenk führt (M. bracheocepahlicus u.a. der Hals-Muskelskette)

ebenso entsteht dabei eine Vordehnung am M. biceps brachialis bzw. der starken Sehne: Lacertus Fibrosus am Ende der Stützbeinphase

das Vorderbein schnellt dann mit wenig Muskelkraft wie eine entladene Spannung fast wie von selbst nach vorne (klug von der Natur!)

der Rücken bekommt eine diagonale Zugspannung auf der thorakolumbalen Faszie und zieht so das kontralaterale Hinterbein als nächstes nach vorne

Vertikal wirkende Kräfte

Der Widerrist

senkt sich bis beide Vorderhufe Bodenkontakt haben (die Kruppe hebt an), die Rückenlinie fällt nun nach vorne ab, = die Last wirkt auf die Vorhand

er hebt sich (die Kruppe senkt sich) bis beide Hinterbeine Bodenkontakt haben, die Rückenlinie steigt nach vorne hin an, = die Hauptlast wirkt nun hinten

Horizontal wirkende Kräfte

Die Wirbelsäule

formt sich in Skoliose-C-Form bei diagonaler 2-Beinstütze und in Skoliose-S-Form bei lateraler 2-Beinstütze

das Pferd hat im Schritt nur eine sehr kurze Phase, in der der Rücken von zwei Beinen gestützt wird und in der gleichzeitig die Rückenstrukturen rein horizontal belastet werden können

Rotationskräfte

Die Halswirbelsäule

bewegt sich in Rotation rechts, wenn das rechte Vorderbein sich in der Protraktion befindet; in Rotation links wenn das linke Vorderbein in der Vorführphase ist

Brust- und Lendenwirbelsäule rotieren

rechts ab Beginn der diagonaler Zweibeinstütze HR/VL über Dreibeinstütze von HR/VL/VR bis zur lateralen Zweibeinstütze HL/VL

links ab Beginn der diagonaler Zweibeinstütze HL/VR über Dreibeinstütze von HL/VR/VL bis zur lateralen Zweibeinstütze HR/VR

Das Becken rotiert

rechts ab der mittleren bis zur hinteren Stützbeinphase des rechten Hinterbeines

links ab der mittleren bis zur hinteren Stützbeinphase des linken Hinterbeines

Es enstehen Torsionen (Verdrehungen) von C2 bis L6 bei lateraler Zweibeinstütze zwischen HWS und BWS/LWS

FAZIT

Ideen ... Was kann man tun, wenn es doch mal nötig ist:

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Ich möchte hier erklären, warum ich das lange SCHRITT WarmREITEN
für Elastizität und Schwung so kontraproduktiv halte.