Eine Reportage über mich in der „Futterpost“ – Dezember 2015
von Text und Fotos: Nadine Giese-Schulz
Eine Reportage über mich in der „Futterpost“ – Dezember 2015
von Text und Fotos: Nadine Giese-Schulz
Eine knallrote Fahne, streift über Nüstern, Kopf und Pferderücken. Ein ungewöhnliches Szenario, das auf der Nachbarweide für wildes Durcheinander, lautes Schnauben und fliegende Hufe sorgt. Wallach Chiri nimmt die Übung hingegen mit Ruhe und Gelassenheit. Der schöne Holsteiner hat es gelernt seiner Besitzerin zu vertrauen. Seit vielen Jahren gehört Natural Horsemanship-Training zu seinem Alltag.
Natural Horsemanship beruht auf gegenseitiger Kommunikation, Respekt und Vertrauen. Ziel ist die harmonische Partnerschaft zwischen Pferd und Reiter. Durch die einfühlsame Bodenarbeit hat Trixi Dahm gelernt, die Körpersprache ihres Pferdes zu verstehen und richtig zu deuten. So ist es ihr möglich, mit Chiri zu kommunizieren und gleichzeitig die Führungskompetenz zu bewahren. Trixi Dahm reitet seit Kindestagen. Nach vielen Jahren, in de-nen sie Erfahrungen auf ausgebildeten Dressurpferden sammelte und junge Pferde selbst ausbildete, gehört ihre Leidenschaft heute dem Vielseitigkeitsreiten bis zur Klasse L. Ihren Weg zum Natural Horsemanship fand die Verpackungsdesignerin über Chiri. „Chiri war ein Siegerhengstfohlen. Ich habe ihn, als er fünf Jahre alt war, mit dem Wissen gekauft, dass er trotz seines großen Talents schwierig zu reiten ist. Das größte Problem war das Aufsteigen, das sich zunehmend als unmöglich und wirklich gefährlich herausstellte. Aus dieser Problematik heraus entstand die Notwendigkeit, neue Wege zu gehen“, erinnert sich Trixi Dahm, die heute vielen Reitern als Horsemanship-Trainerin Wege zeigt, eine vertrauensvolle und angstfreie Beziehung zu ihrem Pferd aufzubauen.
Die meisten Pferdebesitzer, die sich an die fröhliche Hamburgerin wenden, stehen vor Herausforderungen mit ihrem Pferd, die sich durch herkömmliches Training nicht in den Griff bekommen lassen. Sei es eine ausgeprägte Angst des Pferdes vor Wasser, die Weigerung, sich in einen Hänger führen zu lassen, oder eine allgemeine Unsicherheit des Pferdehalters im Umgang mit seinem Tier, die schnell in Angst umschlagen kann. „Pferde sind von Natur aus Fluchttiere. Sie haben sehr feine Antennen und merken schon kleinste Unsicherheiten ihres Reiters. Als Herdentier ist es für sie überlebensnotwendig dem Leittier vertrauensvoll zu folg
en. Hat dieses Angst, sind sie verunsichert und der Fluchtgedanke kommt durch“, erklärt Trixi Dahm. „Dein Pferd folgt dir, wenn
du eine starke Persönlichkeit bist.“
Der Dialog mit dem Pferd am Boden klärt viele Probleme. Zunächst geht es darum, die Bedürfnisse und Instinkte des Pferdes verständlich zu machen. Grundlage des Trainings sind sieben Basis-Kommunikationsspiele. Bei der Desensibilisierung des Pferdes lernt das Tier, sich von seinem Besitzer angstfrei überall anfassen zu lassen. Zunächst nur mit den Händen, später auch mit unterschiedlichen Gegenständen. Diese Form des Gelassenheitstrainings wird in kleinen Schritten durch neue Trainingselemente immer weiter ausgebaut. Im zweiten Schritt folgt die Sensibilisierung, bei der geübt wird, auf mentalen und physischen Druck hin zu reagieren. Je besser Pferd und Reiter aufeinander abgestimmt sind, umso weniger Druck ist erforderlich. Das Pferd beginnt durch kleinste Zeichen zu agieren. Stimmt die Grundkommunikation, kann frei ohne Halfter und Strick gearbeitet werden.
Wie viel Spaß es macht, wenn Pferd und Mensch miteinander in einen Dialog treten, wird deutlich, wenn Trixi Dahm und Chiri miteinander spielen. Weder Halfter noch Strick noch laute Kommandos sind notwendig. Kleinste Signale lassen Chiri steigen oder mit weitgreifenden Schritten neben seiner Besitzerin galoppieren. Die Freude, die beide daran haben, ist offensichtlich. „Im Umgang mit seinem Pferd sind für mich vier Eigenschaften von großer Bedeutung: authentisch sein, da dein Pferd ohnehin merkt wer du bist, klar handeln und anweisen, zielstrebig sein und vor allem auch gelassen. „Verbissenheit hat bei der Bodenarbeit entsprechend keinen Platz“. Nichts wird bei Trixi Dahm länger als vier Minuten odger als viermal hintereinander geübt. Nach vier Runden folgt stets ein Handwechsel. „Die Gehirnhälften bei Pferden sind nicht so gut vernetzt wie bei uns Menschen. Hinzu kommt, dass Pferde, da sie nicht wie wir nach vorn sondern zu den Seiten schauen, eine ganz andere Wahrnehmung haben. Daher ist es sehr wichtig, immer alle Übungen von beiden Seiten zu trainieren.“ Das Training stimmt Trixi Dahm ganz individuell auf ihre Kunden ab. Hauptakteure sind immer der Besitzer und sein Pferd. „Wer gelernt hat, mit seinem Pferd in den Dialog zu treten, hat nicht nur eine viel entspanntere Beziehung zum Tier. Das Vertrauen des Pferdes wirkt sich auch positiv auf das Reittraining aus. Es ist einfach unglaublich toll, wenn du merkst, dass dein Pferd nicht nur ausführt, sondern anfängt aus freien Stücken und Eigenmotivation mit dir zu arbeiten. Das gilt für den Freizeitreiter genauso wie für den Sportreiter. Mit einer ge-
sunden Mischung aus Gymnastizieren und Bodenarbeit lässt sich unglaublich viel erreichen. Und das auf der Basis eines nachhaltigen Miteinanders.“
Ein Großes Dankeschön an Nadine Giese-Schulz für den sehr gut formulierten Text – 2015
Horse in Form
Pferdephysiotherapie und Pferdeosteopathie
Trixi Dahm
Nettelbeckstr. 3
22761 Hamburg
Tel. 0176 232 95 481
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